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Überinformation (Information Overload)

Überinformation ist eine Verhinderungstechnik, bei der durch das Überladen mit Details und Daten Entscheidungen verhindert oder verzögert werden. Dies führt zu Entscheidungsunfähigkeit, Ineffizienz und Frustration. Um dem entgegenzuwirken, sollten relevante Informationen priorisiert, klare Kommunikationsstrukturen etabliert und Mitarbeiter im Umgang mit Daten geschult werden. So kann die Organisation agil bleiben und effektive Entscheidungen treffen.

  • Muster: Statt die Kernaussagen einer Idee hervorzuheben, überhäufen Veränderungsverweigerer ihre Kollegen mit einer Flut von Informationen, Daten und Details, um sie zu verwirren oder abzulenken.
  • Typische Aussagen: „Hier sind noch 50 weitere Seiten mit Statistiken, die wir berücksichtigen sollten.“ – „Ich habe noch eine ausführliche Präsentation vorbereitet, um alle Aspekte abzudecken.“ – „Lassen Sie mich Ihnen alle technischen Details erklären, bevor wir fortfahren.“
  • Kommunikationsebene: Durch das Überladen mit Informationen wird die Klarheit der Botschaft verschleiert. Die Überinformation zielt darauf ab, die Entscheidungsfindung zu erschweren und den Fokus von den wesentlichen Punkten abzulenken, ohne offen Widerstand zu leisten.

Überinformation (Information Overload): Wenn Details erdrücken

Tagtäglicher Anwendungsfall – Wenn man im Datenmeer untergeht

Du bereitest eine Präsentation für die Geschäftsführung vor, um ein neues Marketingkonzept vorzustellen. Frau Schuster, deine Kollegin, unterstützt dich dabei. Allerdings bringt sie bei jedem Treffen Unmengen an zusätzlichen Daten, Statistiken und Berichten mit. Bei der eigentlichen Präsentation überhäuft sie das Publikum mit Diagrammen, Tabellen und ausführlichen Erläuterungen zu jedem noch so kleinen Detail.

Die Geschäftsführung wirkt zunehmend überfordert und verwirrt. Anstatt über das Konzept zu diskutieren, werden Verständnisfragen zu einzelnen Datenpunkten gestellt. Am Ende wird die Entscheidung vertagt, da noch „Klärungsbedarf“ besteht. Dein eigentlich klar strukturiertes Konzept verliert sich im Meer der Informationen.

Ziel und Zweck – Entscheidungen durch Überforderung verhindern
Frau Schuster nutzt Überinformation, um den Entscheidungsprozess zu verlangsamen oder zu stoppen. Ihr Ziel könnte sein, das neue Marketingkonzept zu verhindern, weil sie vielleicht an den bisherigen Strategien festhalten möchte oder ihre eigene Position gefährdet sieht. Indem sie das Publikum mit Informationen überflutet, sorgt sie für Verwirrung und Unsicherheit. Die Entscheidungsträger fühlen sich nicht ausreichend informiert, um eine Entscheidung zu treffen, und verschieben diese daher.

Kontext – Eine Kultur der Unsicherheit und Detailverliebtheit

Dieses Verhalten tritt oft in Organisationen auf, in denen Perfektionismus und Detailorientierung hoch geschätzt werden. Mitarbeiter glauben, dass jede Entscheidung nur auf der Grundlage aller verfügbaren Informationen getroffen werden kann. Es fehlt an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die der Führungskräfte, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Dadurch entsteht eine Angst vor Fehlentscheidungen, die durch das Sammeln immer weiterer Daten kompensiert wird.

Der Schaden – Entscheidungsunfähigkeit und Ineffizienz

Die Überflutung mit Informationen führt zu Entscheidungsunfähigkeit. Wichtige Projekte werden nicht umgesetzt, weil sich niemand traut, eine Entscheidung zu treffen. Dies kann zu Ineffizienz und Zeitverschwendung führen, da Ressourcen für das Sammeln und Aufbereiten unnötiger Details aufgewendet werden. Mitarbeiter werden frustriert, weil ihre Arbeit ins Stocken gerät, und die Organisation verliert an Agilität und Wettbewerbsfähigkeit.

Mögliche Lösungen – Fokus auf Relevantes und klare Kommunikation
Um Überinformation entgegenzuwirken, ist es wichtig, den Fokus auf das Wesentliche zu legen. Im Beispiel könnte vor der Präsentation vereinbart werden, welche Informationen wirklich relevant sind. Du könntest Frau Schuster bitten: „Lass uns die wichtigsten drei Statistiken auswählen, die unser Konzept am besten unterstützen. Die restlichen Daten können wir als Backup bereithalten.“

Eine klare Struktur und prägnante Kommunikation helfen, die Botschaft verständlich zu vermitteln. Führungskräfte sollten ermutigt werden, Entscheidungen auch bei unvollständiger Information zu treffen, wenn die vorhandenen Daten ausreichen. Schulungen zum Thema Effektive Präsentation und Informationsmanagement können Mitarbeiter unterstützen, Informationen angemessen aufzubereiten.

Überinformation: Beispielcase und Lösungsansatz

Unangemessenes Verhalten – Was gar nicht geht

Situation:

In einer Sitzung zur Einführung eines neuen Produkts präsentiert Michael die Marketingstrategie. Laura, eine Kollegin, bringt eine umfangreiche Dokumentation mit und beginnt, jeden Aspekt detailliert zu erläutern: „Hier sind die Ergebnisse von 15 Studien, die wir berücksichtigen sollten. Außerdem habe ich eine 60-seitige Analyse vorbereitet, die alle möglichen Szenarien abdeckt.“

Problematisches Verhalten:

  • Überlädt das Team mit übermäßigen Informationen.
  • Verwirrt die Kollegen und lenkt vom Kern der Präsentation ab.
  • Verzögert die Entscheidungsfindung durch Detailversessenheit.
  • Verhindert effiziente Kommunikation und Fokus auf wesentliche Punkte.

Angemessenes Verhalten – Wie man es machen sollte

Alternative Reaktion von Laura:

Nachdem Michael seine Strategie vorgestellt hat, sagt Laura: „Dein Vorschlag klingt überzeugend. Ich habe hier drei wichtige Datenpunkte, die deine Idee unterstützen könnten. Sollen wir sie kurz besprechen?“

Positives Verhalten:

  • Priorisiert relevante Informationen, die zum Thema passen.
  • Unterstützt die Präsentation durch gezielte Beiträge.
  • Ermöglicht effiziente Kommunikation und fokussierte Diskussion.
  • Fördert eine produktive und verständliche Entscheidungsfindung.

Verfügbare Quellen

  1. Eppler, M. J., & Mengis, J. (2004). “The Concept of Information Overload: A Review of Literature from Organization Science, Accounting, Marketing, MIS, and Related Disciplines.” Information Society, 20(5), 325–344.

    Eine umfassende Literaturübersicht zum Phänomen der Informationsüberflutung und ihren Auswirkungen auf Organisationen.

  2. Schick, A. G., Gordon, L. A., & Haka, S. (1990). “Information Overload: A Temporal Approach.” Accounting, Organizations and Society, 15(3), 199–220.

    Dieser Artikel untersucht, wie Überinformation die Entscheidungsfindung beeinflusst und welche Strategien dagegen helfen können.

  3. Miller, G. A. (1956). “The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information.” Psychological Review, 63(2), 81–97.

    Klassische Studie über die Beschränkungen der menschlichen Informationsverarbeitung und die Notwendigkeit der Informationsreduktion

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