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Rückgriff auf „Scheinexperten“

Der Rückgriff auf „Scheinexperten“ ist eine Verhinderungstechnik, bei der vermeintliche Autoritäten herangezogen werden, um Vorschläge zu blockieren und Veränderungen zu verhindern. Unüberprüfbare Expertenmeinungen werden als Totschlagargument genutzt, ohne dass eine sachliche Prüfung stattfindet. Dies führt zu schlechten Entscheidungsgrundlagen, verhindert Innovationen und schafft ein Klima des Misstrauens. Um dem entgegenzuwirken, sollten Faktenorientierung und kritisches Hinterfragen gefördert werden. Transparenz, offene Diskussionen und klare Standards für die Entscheidungsfindung helfen, dieses Muster zu durchbrechen und eine konstruktive Arbeitsumgebung zu schaffen.

  • Muster: Veränderungsverweigerer berufen sich auf vermeintliche Expertenmeinungen, um ihren Standpunkt zu untermauern und Wandel als unprofessionell darzustellen.
  • Typische Aussagen: „Ich habe da mal mit einem Experten gesprochen, und er hat gesagt, dass das nicht funktioniert.“ – „Die Studienlage ist da ganz eindeutig…“
  • Kommunikationsebene: Durch den Rückgriff auf externe Meinungen versuchen sie, die eigene Position als „faktisch“ und objektiv darzustellen, während der Veränderungswille als unüberlegt erscheint.

Rückgriff auf „Scheinexperten“: Wenn vermeintliche Autoritäten herangezogen werden

Tagtäglicher Anwendungsfall – Wenn Expertenmeinungen als Totschlagargument dienen

Du arbeitest in einem mittelständischen Unternehmen und schlägst vor, den Kundenservice durch den Einsatz eines Chatbots zu verbessern. Deine Recherche hat gezeigt, dass viele Unternehmen dadurch ihre Reaktionszeiten verkürzen und die Kundenzufriedenheit steigern konnten. Während der Präsentation deines Vorschlags in einem Meeting meldet sich Sabine, eine Kollegin aus dem Vertrieb, zu Wort: „Ich habe mich mit einem Experten auf diesem Gebiet unterhalten, und er hat gesagt, dass Chatbots die Kunden nur frustrieren und eher schaden als nutzen. Wir sollten das lieber lassen.“

Ihre Aussage ist bestimmt, und sie nennt keine weiteren Details. Du fragst nach dem Namen des Experten oder ob es Studien gibt, die diese Behauptung stützen. Sabine bleibt vage: „Das ist ein Brancheninsider, der kennt sich aus. Ich denke, wir sollten auf seine Einschätzung vertrauen.“ Die anderen Kollegen wirken unsicher. Ohne weitere Diskussion wird dein Vorschlag abgelehnt, basierend auf der unüberprüfbaren Aussage eines Scheinexperten.

Ziel und Zweck – Blockade durch unüberprüfbare Autoritäten

Sabine nutzt den Rückgriff auf einen Scheinexperten, um deinen Vorschlag zu entkräften, ohne sich mit den Inhalten auseinandersetzen zu müssen. Ihr Ziel ist es, Veränderungen zu verhindern, die sie möglicherweise als bedrohlich empfindet oder die ihren eigenen Interessen entgegenstehen. Indem sie eine vermeintliche Expertenmeinung ins Feld führt, versucht sie, ihre Position zu stärken und Zweifel zu säen. Da der Experte namenlos bleibt und keine konkreten Belege vorliegen, kann die Aussage nicht überprüft werden. Sabine nutzt diese Taktik, um die Diskussion zu beenden und den Status quo zu bewahren.

Kontext – Eine Kultur des blinden Vertrauens in Autoritäten

Dieses Kommunikationsmuster tritt häufig in Organisationen auf, in denen Autoritäten oder Expertenmeinungen unkritisch akzeptiert werden. Mitarbeiter fühlen sich möglicherweise unsicher oder nicht kompetent genug, um gegen vermeintliche Expertenargumente zu sprechen. In solchen Umgebungen wird der Appell an Autorität genutzt, um Entscheidungen zu beeinflussen, ohne dass eine sachliche Prüfung stattfindet. Es fehlt eine Kultur des kritischen Hinterfragens und der offenen Diskussion. Dies ermöglicht es Einzelnen, durch den Rückgriff auf unüberprüfbare Quellen Veränderungen zu blockieren und ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Der Schaden – Entscheidungsfindung auf wackeliger Grundlage

Der Rückgriff auf Scheinexperten führt zu Entscheidungen, die nicht auf fundierten Informationen oder sorgfältiger Analyse basieren. Innovationen und Verbesserungen werden verhindert, weil unüberprüfbare Meinungen mehr Gewicht erhalten als Fakten und Daten. Dies kann dazu führen, dass das Unternehmen Chancen verpasst und hinter der Konkurrenz zurückbleibt. Zudem entsteht ein Klima des Misstrauens und der Frustration, da Mitarbeiter merken, dass ihre Vorschläge ohne sachliche Begründung abgelehnt werden. Die Motivation, neue Ideen einzubringen, sinkt, und die Kreativität im Team wird gehemmt.

Mögliche Lösungen – Faktenorientierung und kritisches Hinterfragen fördern

Um diesem Muster entgegenzuwirken, ist es wichtig, eine Kultur der Faktenorientierung und des kritischen Denkens zu etablieren. Im konkreten Beispiel könntest du höflich nachfragen: „Sabine, könntest du uns mehr Informationen über den Experten und seine Einschätzung geben? Vielleicht können wir seine Bedenken in unsere Analyse einbeziehen.“ Dadurch forderst du Transparenz und eröffnest die Möglichkeit, die Aussage zu prüfen.

Es kann hilfreich sein, eigene Daten und Studien vorzulegen, die deinen Vorschlag untermauern. Indem du belegbare Informationen präsentierst, verschiebst du die Diskussion zurück auf die Sachebene. Zudem sollte das Team ermutigt werden, Quellen zu hinterfragen und nicht blind auf Autoritäten zu vertrauen. Workshops zum kritischen Denken und zur Quellenbewertung können das Bewusstsein für dieses Thema schärfen.

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle, indem sie klare Standards für die Entscheidungsfindung setzen. Sie sollten betonen, dass Entscheidungen auf nachprüfbaren Fakten und sorgfältiger Analyse basieren müssen. Wenn jemand eine Expertenmeinung anführt, sollte diese überprüfbar sein und in den Kontext der Diskussion passen.

Rückgriff auf „Scheinexperten“: Beispielcase und Lösungsansatz

Unangemessenes Verhalten – Was gar nicht geht

Situation:

Nina schlägt vor, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten, um die Work-Life-Balance zu verbessern. Uwe entgegnet:

“Ein befreundeter Experte hat mir gesagt, dass flexible Arbeitszeiten die Produktivität senken. Er ist ein renommierter Berater, also sollten wir das nicht weiter verfolgen.”

Problematisches Verhalten:

  • Beruft sich auf einen ungenannten Experten, um den Vorschlag abzulehnen.
  • Verhindert eine sachliche Diskussion durch unüberprüfbare Aussagen.
  • Blockiert mögliche Verbesserungen.
  • Zeigt Widerstand gegen Veränderungen, ohne fundierte Begründung.

Angemessenes Verhalten – Wie man es machen sollte

Alternative Reaktion von Uwe:

“Nina, die Idee flexibler Arbeitszeiten könnte viele Vorteile bieten. Ich habe gelesen, dass es sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. Vielleicht sollten wir eine interne Umfrage starten oder Pilotphasen testen, um zu sehen, wie es bei uns funktioniert.”

Positives Verhalten:

  • Zeigt Offenheit für den Vorschlag.
  • Regt an, fundierte Informationen zu sammeln.
  • Unterstützt eine datenbasierte Entscheidungsfindung.
  • Fördert eine konstruktive Herangehensweise an Veränderungen.
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