- Muster: Anstatt Lösungen zu suchen, verstricken sich Veränderungsverweigerer in endlose Problem- und Fehleranalysen.
- Typische Aussagen: „Aber was machen wir, wenn…?“ – „Dafür haben wir keine Ressourcen.“ – „Die Genehmigung dafür würde ewig dauern.“
- Kommunikationsebene: Sie verstärken jedes Hindernis und betreiben oft eine Art „Problem-Dramatisierung“, um den Status quo als sicherer und weniger riskant darzustellen.
Problem-Fokus statt Lösungsorientierung: Wenn Hindernisse den Blick verstellen
Tagtäglicher Anwendungsfall – In der Sackgasse der Schwierigkeiten
In einem Entwicklungsmeeting eines Softwareunternehmens schlägst du vor, eine neue Funktion in die bestehende Anwendung zu integrieren, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. Die Idee ist innovativ und könnte das Produkt deutlich verbessern. Kaum hast du deinen Vorschlag präsentiert, erhebt sich Markus, ein erfahrener Entwickler, und beginnt aufzuzählen: „Das wird schwierig umzusetzen sein. Wir haben nicht genügend Ressourcen, um das zu stemmen. Außerdem könnten dadurch andere Teile der Software beeinträchtigt werden. Und was ist, wenn die Nutzer die neue Funktion nicht akzeptieren? Wir müssten dann auch den Support erweitern, was unser Budget sprengt.“
Während Markus spricht, merkst du, wie die anfängliche Begeisterung im Raum schwindet. Andere Kollegen nicken zustimmend zu seinen Bedenken. Anstatt nach Lösungen zu suchen, werden immer mehr Probleme hervorgebracht. Das Meeting endet ohne konkretes Ergebnis, und dein Vorschlag gerät in Vergessenheit.
Ziel und Zweck – Die Vermeidung von Veränderung durch Problematisierung
Markus’ Verhalten zielt darauf ab, Veränderungen zu vermeiden, indem er den Fokus auf potenzielle Probleme legt. Indem er Schwierigkeiten und Risiken betont, schafft er ein Umfeld der Unsicherheit und Vorsicht. Sein Ziel ist es, den Status quo zu bewahren und sich nicht mit der zusätzlichen Arbeit oder möglichen Veränderungen auseinandersetzen zu müssen. Durch das Aufzeigen von Hindernissen positioniert er sich als kritischer Denker und signalisiert, dass er Verantwortung für das große Ganze übernimmt. Gleichzeitig verhindert er jedoch, dass konstruktive Lösungen erarbeitet werden.
Kontext – Eine Kultur der Problemorientierung
Dieses Kommunikationsmuster tritt häufig in Umgebungen auf, in denen Fehler stark sanktioniert werden und eine „Null-Fehler-Kultur“ herrscht. Mitarbeiter fühlen sich sicherer, wenn sie auf Probleme hinweisen, anstatt Risiken einzugehen. Oftmals resultiert dies aus früheren Erfahrungen, bei denen Versuche, innovative Lösungen zu finden, mit Misserfolgen oder Kritik endeten. In solchen Kulturen wird Problemerkennung höher geschätzt als Lösungsfindung. Zudem kann es ein Ausdruck von Überforderung sein: Wenn die Arbeitsbelastung hoch ist, erscheint jede zusätzliche Aufgabe als unüberwindbares Hindernis.
Der Schaden – Innovationsstopp und Demotivation
Der ständige Fokus auf Probleme führt dazu, dass Innovationen blockiert werden. Kreative Ideen werden im Keim erstickt, da die Mitarbeiter lernen, dass Vorschläge sofort mit einer Flut von Einwänden begegnet werden. Dies erzeugt ein Klima der Resignation, in dem niemand mehr bereit ist, neue Ansätze einzubringen. Die Motivation sinkt, und das Team verliert an Dynamik. Langfristig kann dies dazu führen, dass das Unternehmen den Anschluss an Wettbewerber verliert, die agiler und lösungsorientierter arbeiten. Außerdem entsteht eine negative Arbeitsatmosphäre, in der das Betonen von Schwierigkeiten zur Norm wird und positive Ansätze kaum noch Beachtung finden.
Mögliche Lösungen – Den Blick auf Lösungen lenken
Um diesem Muster entgegenzuwirken, ist es wichtig, eine Kultur der Lösungsorientierung zu fördern. Im konkreten Beispiel könntest du nach Markus’ Einwänden aktiv nach möglichen Lösungen fragen: „Danke für das Aufzeigen der Herausforderungen, Markus. Wie könnten wir diese Probleme angehen? Hat jemand Ideen, wie wir die Ressourcen effizient nutzen können oder wo wir Unterstützung bekommen könnten?“ Dadurch verschiebst du den Fokus von den Hindernissen hin zu potenziellen Lösungen.
Eine weitere Strategie ist die Einführung von Methoden wie dem „Solution Focused Approach“, bei dem bewusst auf die Erarbeitung von Lösungen hingearbeitet wird. In Meetings können Regeln etabliert werden, die besagen, dass auf jedes genannte Problem unmittelbar ein Lösungsvorschlag folgen muss. Dies zwingt die Teilnehmer, konstruktiv zu denken und nicht in der Problematisierung stecken zu bleiben.
Es kann auch hilfreich sein, Erfolgsgeschichten zu teilen, in denen das Team trotz anfänglicher Schwierigkeiten innovative Lösungen gefunden hat. Dies stärkt das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern. Zudem sollte Führungskräften bewusst sein, wie sie auf Fehler reagieren. Wenn Fehler als Lernchancen betrachtet werden und nicht als Anlass für Sanktionen, sind Mitarbeiter eher bereit, Risiken einzugehen und lösungsorientiert zu arbeiten.
Schließlich kann die Arbeitsbelastung thematisiert werden. Wenn Überforderung ein Grund für die Ablehnung neuer Projekte ist, sollten Ressourcen neu verteilt oder Prioritäten gesetzt werden, um Raum für Innovation zu schaffen.
Problem-Fokus statt Lösungsorientierung: Beispielcase und Lösungsansatz
Unangemessenes Verhalten – Was gar nicht geht
Situation:
Im Produktionsbetrieb schlägt Daniel vor, eine neue Maschine anzuschaffen, die den Output steigern könnte. Sabine, die Produktionsleiterin, reagiert sofort:
“Das wird kompliziert. Die Anschaffungskosten sind hoch, die Installation wird den Betrieb stören, und wer weiß, ob die Mitarbeiter damit umgehen können. Außerdem könnten wir Probleme mit der Wartung bekommen.”
Problematisches Verhalten:
- Fokussiert sich ausschließlich auf Probleme und Hindernisse.
- Blockiert den Vorschlag, ohne Lösungen zu suchen.
- Demotiviert durch Negativität.
- Verhindert Fortschritt und mögliche Verbesserungen.
Angemessenes Verhalten – Wie man es machen sollte
Alternative Reaktion von Sabine:
“Daniel, die Idee einer neuen Maschine klingt spannend. Ich sehe, dass wir dadurch unseren Output steigern könnten. Allerdings müssen wir die Anschaffungskosten und die Installation sorgfältig planen. Wie können wir sicherstellen, dass die Einführung reibungslos verläuft und unsere Mitarbeiter entsprechend geschult werden? Lass uns gemeinsam einen Plan entwickeln.”
Positives Verhalten:
- Anerkennt das Potenzial des Vorschlags.
- Identifiziert Herausforderungen, ohne sie zu überbetonen.
- Sucht aktiv nach Lösungen und lädt zur Zusammenarbeit ein.
- Fördert eine positive und produktive Atmosphäre.