
Das Deckchen
Deckchen bezeichnen metaphorisch die unbewussten Schutzmechanismen, die Menschen nutzen, um unangenehme Wahrheiten über sich selbst zu verdecken und sich vor kognitiver Dissonanz zu schützen. Diese Deckchen verhindern, dass man sich authentisch mit den eigenen Schwächen und Unsicherheiten auseinandersetzt, was zu einem verzerrten Selbstbild führt. Erst durch radikale Ehrlichkeit und das bewusste Entfernen dieser Deckchen können Menschen ihre versteckten Seiten erkennen, sich weiterentwickeln und authentisch leben.
Thorben hat im Rahmen seiner Arbeit mit den Stewpunks den Begriff Deckchen geprägt, um eine Metapher für all die kleinen und großen Wahrheiten zu schaffen, die wir vor uns selbst verbergen. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens Deckchen über bestimmte Aspekte seines Selbst gelegt, um die unangenehmen Wahrheiten zu verdecken, die nicht in das Selbstbild passen. Diese Deckchen sind die Ursache für kognitive Dissonanz – das unangenehme Gefühl, wenn unser Denken, Fühlen und Handeln nicht miteinander im Einklang stehen.
Ein klassisches Beispiel für ein Deckchen könnte sein, wenn jemand von sich selbst denkt: „Ich bin ganz tough.“ Doch in bestimmten Situationen zeigt sich, dass diese Person Verletzlichkeit, Unsicherheit oder Ängste empfindet, die nicht in dieses Bild passen. Statt diese Gefühle zuzulassen und sich damit auseinanderzusetzen, wird ein Deckchen darübergelegt – ein Schutz, um das Selbstbild nicht zu gefährden. Für die Stewpunks ist dieses Verhalten verständlich, aber auch gefährlich, denn je mehr Deckchen sich über die Zeit ansammeln, desto weiter entfernt man sich von seiner authentischen Identität und kreiert von sich selbst eine virtuelle Realität.
Thorben erklärt, dass Deckchen eine Art psychologisches Schutzschild sind, die uns helfen, unangenehme Wahrheiten nicht zu sehen. Das Problem dabei ist jedoch, dass diese Deckchen nicht verhindern, dass die darunter liegende Realität weiterhin existiert. Wir können zwar versuchen, die unangenehmen Seiten unserer Persönlichkeit zu ignorieren, aber sie sind trotzdem da. Die Deckchen helfen nur, diese Aspekte vor uns selbst zu verstecken, aber sie lösen das zugrundeliegende Problem nicht. Sie verhindern, dass wir uns mit diesen „unschönen Wahrheiten“ auseinandersetzen, uns weiterentwickeln und letztendlich authentisch werden.
Die größte Herausforderung ist es, diese Deckchen loszulassen. Viele Menschen haben Angst, ihre Deckchen wegzuziehen, weil sie sich dann mit den ungeliebten Seiten ihrer Persönlichkeit auseinandersetzen müssten. Manche reagieren sogar aggressiv, wenn andere versuchen, ihnen ihre Deckchen zu nehmen, weil sie dadurch gezwungen wären, sich den eigenen Schwächen oder Unsicherheiten zu stellen. Doch Thorben betont, dass genau hier der Schlüssel zur persönlichen Weiterentwicklung liegt: Radikale Ehrlichkeit.
Radikale Ehrlichkeit bedeutet, sich selbst ungeschönt zu betrachten und die Deckchen bewusst wegzuziehen. Nur so können wir die versteckten Aspekte unseres Selbst erkennen, einordnen und, wenn nötig, verändern. Thorben sieht diesen Prozess als einen wichtigen Schritt, um Handlungsfähigkeit zurückzuerlangen. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind und die verborgenen Wahrheiten unter den Deckchen erkennen, können wir bewusst entscheiden, wer wir sein wollen und welche Fähigkeiten wir brauchen, um diese Person zu werden. Das Loslassen der Deckchen ermöglicht es, uns selbst besser kennenzulernen und authentisch zu leben, ohne ständig auf äußere Bestätigung angewiesen zu sein.
Viele Menschen haben das Gefühl, dass das, was unter ihren Deckchen liegt, schlimm oder beschämend ist. Doch Thorben betont, dass dies oft gar nicht der Fall ist. Was uns Angst macht, ist nicht die Wahrheit selbst, sondern die Tatsache, dass sie nicht zu dem Bild passt, das wir von uns haben. Wenn wir jedoch den Mut haben, uns dieser Wahrheit zu stellen, erkennen wir oft, dass sie weniger bedrohlich ist, als wir dachten. Gleichzeitig bekommen wir die Chance, unser Selbstbild zu überdenken und herauszufinden, wer wir wirklich sein wollen.
Für die Stewpunks ist das Entfernen der Deckchen ein essenzieller Schritt hin zu echter Veränderung – sowohl auf persönlicher Ebene als auch in den Organisationen, mit denen sie arbeiten. Nur wenn die Menschen bereit sind, sich selbst ehrlich zu betrachten und ihre Deckchen loszulassen, können sie einen authentischen Wandel durchlaufen.
Küchenmetapher: Deckchen in der Küche sind wie der Versuch, ein misslungenes Gericht mit einer hübschen Garnitur zu verdecken. Der Koch weiß, dass das Essen verbrannt oder schlecht gewürzt ist, aber anstatt sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und es zu beheben, legt er ein Deckchen – eine dekorative Verzierung – darüber, in der Hoffnung, dass es keiner bemerkt. Doch das Problem bleibt bestehen, egal wie hübsch das Gericht aussieht. Genau deswegen hat der Koch auch ständig Stress, denn er muss befürchten, dass jemand den Schwindel bemerkt. Nur wenn der Koch ehrlich zu sich ist, das Gericht neu zubereitet und die Fehler eingesteht, kann er es verbessern und am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis liefern. Auch sein Stresslevel sinkt dadurch, da er keine Angst mehr haben muss, entdeckt zu werden. Genauso verhält es sich mit den Deckchen, die wir uns im Leben über unangenehme Wahrheiten legen: Sie verdecken das Problem, lösen es aber nicht. Nur durch Ehrlichkeit und die Bereitschaft, die Deckchen wegzuziehen, können wir uns authentisch weiterentwickeln.
Deckchen sind wie Garnituren, die ein misslungenes Gericht verdecken. Statt den Fehler einzugestehen, wird das Problem nur kaschiert.
"Deckchen sind die Tarnung für die Ecken, die wir nicht sehen wollen – doch wer mutig hinschaut, entdeckt neue Möglichkeiten."
